Mittwoch, 11. Oktober 2023, 09:39 Uhr
1. und 2. Reisetag (Foto: H. Meinhold)
(re) UPDATE 12.10.23 Unsere Reisegruppe ist sicher in Nordhausen angekommen!
Unsere Gedanken und Gebete sind bei all den Menschen, die sich nach Frieden sehnen, die ihre Toten begraben, die sich nach ihren Lieben sehnen. Wir beten für den Frieden.
13.10.2023 - Post der Reisegruppe
Wie kommen wir zurück?
Vom 6.-12.10.2023 besucht eine Reisegruppe der Blasiigemeinde Israel und Nordhausens Partnerstadt Bet Shemesh. Aus unserem Reisetagebuch:
Am Dienstag war in der Gruppe beschlossen worden, dass wir uns um eine vorzeitige Abreise bemühen wollten. Das Reisebüro, das die Reise organisierte, begann mit der Suche nach Flügen. Für eine Gruppe von 33 Personen unter den gegebenen Umständen eine schwierige Aufgabe. Am Mittwoch, 11.10., machten wir also mit unserem Reiseprogramm weiter. Wir checkten aus dem Jerusalemer Hotel aus und reisten mit dem Bus an die Mittelmeerküste. In Caesarea besuchten wir die Ausgrabungen des Palastes von König Herodes dem Großen. In Haifa genossen wir die grandiose Aussicht auf die Bucht von Haifa und die Bahai-Gärten. Und wir besuchten die Altstadt von Akko mit der vor kurzem erst erschlossenen Kreuzfahrerfestung. Abends kamen wir in Tiberias an.
Dort gab es dann eine schlechte Nachricht. Unsere Airline hatte ihren Betrieb vom Flughafen Tel Aviv eingestellt und unseren Rückflug storniert. Das Reisebüro bemühte sich um Flüge mit den von der Bundesregierung besorgten Flügen. Die Telefonhotline war dem Ansturm nicht recht gewachsen. Gegen 0:30 Uhr in der Nacht gelang die Buchung für die ganze Gruppe. So wurden am Donnerstag alle eher geweckt, damit wir rechtzeitig zum Flughafen reisen konnten. Die Erleichterung war bei den meisten groß und die Laune gleich viel besser. In zwei verschiedenen Fliegern wurden wir von sehr freundlichen Lufthansa-Mitarbeitern direkt nach Frankfurt geflogen. Dem Reisebüro gelang es sogar noch, einen Bustransfer nach Nordhausen zu besorgen. Sie haben sich mit großem Einsatz um uns gekümmert.
Nun sind wir froh, dass wir sicher zurück sind. Die Erlebnisse und Begegnungen werden noch lange nachklingen und die besuchten Orte haben wir sowieso in der Erinnerung. Ein herzliches Dankeschön an die Reisegruppe, die das alles freundlich und solidarisch durchgehalten hat, an das Reisebüro und an die vielen Menschen, die unsere Reise mitverfolgt, Unterstützung angeboten und für uns gebetet haben. Wir sind der Bundesregierung für die Organisation der Flüge dankbar, wer weiß, ob wir schon eine andere Lösung gefunden
Auf der Facebook-Seite der Blasiikirche Nordhausen schrieb Pfarrer Hauke Meinhold zuvor:
5. Reisetag - Freunde sind nicht nur für gute Tage
Vom 6.-14.10.2023 besucht eine Reisegruppe der Blasiigemeinde Israel und Nordhausens Partnerstadt Bet Shemesh. Hier der fünfte Tag im Reisetagebuch:
Heute stand der Besuch in Nordhausens Partnerstadt Bet Shemesh an. Wir hatten eine Führung im Biblischen Museum für Naturgeschichte, das sich mit den Tieren der Bibel beschäftigt. Dort kann man lernen, welche Tiere in der Bibel erwähnt werden und welche nicht, welche mitlerweile ausgestorben sind oder welche Tiere nach dem Alten Testament gegessen werden dürfen. Einige der Tiere konnten auch lebend angeschaut und sogar auf den Arm genommen werden.
Anschließend zeigte uns Zwi Wolicki, der Stadtrat für Tourismus, ein Nachbarschaftszentrum, in dem jetzt Ehrenamtliche Sachspenden annehmen, sortieren und ausgeben, die für Familien bestimmt ist, die am Samstag ihre Häuser ganz schnell verlassen mussten oder ausgebombt wurden. Dort trafen wir auch Moshe Shitrit, einen der stellvertretenden Bürgermeister der Partnerstadt. Es waren ein paar sehr ernste Minuten, in denen sie davon erzählten, dass ihre Kinder jetzt beim Militär sind, dass die Israelis jetzt zusammenrücken müssten und dass sie den bevorstehenden Krieg kämpfen und gewinnen müssen, um die Sicherheit der Bevölkerung sicherzustellen. Es ginge ihnen nicht um Macht oder die Lust am Töten, wie der Eindruck bei der Hamas entsteht, sondern um ihr Leben und ihre Sicherheit. Wir Nordhäuser überreichten einen Brief unseres Oberbürgermeisters Kai Buchmann und versuchten, unsere Betroffenheit, Empathie und Solidarität in Worte zu fassen.
Danach besuchten wir eine moderne Synagoge und beteten gemeinsam mit Zwi Wolicki einen Psalm. Das gemeinsame Gebet hat uns verbunden und in der Seele gutgetan.
Leider war es nicht möglich, einige der faszinierenden archäologischen Funde der Stadt Bet Shemesh zu besuchen, da im Freien nur Gruppen bis 10 Personen zugelassen waren. So machten wir noch Fotos vom Ölberg auf die Jerusalemer Altstadt und hatten noch Zeit für uns selbst.
Wir haben unser Reisebüro gebeten, eine vorzeitige Abreise zu prüfen. Für eine Gruppe unserer Größe gibt es derzeit leider keine Flüge. Wir reisen deshalb morgen planmäßig nach Tiberias, wo es noch sicherer sein soll als hier in Jerusalem, wo wir uns nicht bedroht gefühlt haben.
Reisegruppe am 4. Tag ihrer Israelreise (Foto: H. Meinhold)
4. Reisetag - Besuch in einem leeren Land
Vom 6.-14.10.2023 besucht eine Reisegruppe der Blasiigemeinde Israel und Nordhausens Partnerstadt Bet Shemesh. Hier der vierte Tag im Reisetagebuch:
Die für heute geplanten Sehenswürdigkeiten konnten wir leider nicht besuchen. Sowohl die Davidstadt als auch die Gedenkstätte Yad Vashem waren heute geschlossen. So entschlossen wir uns in Abstimmung mit der Reiseagentur, den Tag am Toten Meer nachzuholen. Leider war auch die Taufstelle Jesu und die Ausgrabung in Qumran geschlossen. Wir fanden aber Ersatz. In der Oase Ein Gedi, die auch in der Bibel schon vorkommt, konnten wir das Tal erwandern, das durch einen Bach das ganze Jahr über grün ist. Dort wächst eine viele Meter hohe Schilfart. Wir konnten Steinböcke aus nächster Nähe bewundern. Einer von uns hat auch einen Klippschliefer entdeckt. Und die Tristram-Stare haben bei uns nach Brotkrümeln gebettelt.
Anschließend besuchten wir den Badeort Ein Bokek. Dort konnten wir uns auf dem Wasser des Toten Meeres treiben lassen und große Salzkristalle aus dem Wasser angeln. Obwohl es dort etliche große und neue Hotels gibt, waren nur wenige Menschen am Strand oder in den Geschäften. Auch die Straßen im sonst oft verstopften Jerusalem waren weitgehend leer. Es ist, als ob Israel gerade den Atem anhält.
Für morgen ist der Besuch in Nordhausens Partnerstadt Bet Shemesh geplant. Die Telefonate heute machen uns Mut, dass das fast wie geplant möglich sein wird. Das würde uns die Gelegenheit geben, den Partnern unsere Anteilnahme auszudrücken.
4. Tag (Foto: H. Meinhold)
3. Reisetag - So wie immer, aber ganz anders
Vom 6.-14.10.2023 besucht eine Reisegruppe der Blasiigemeinde Israel und Nordhausens Partnerstadt Bet Shemesh. Hier der dritte Tag im Reisetagebuch:
In dieser Nacht haben wir gut geschlafen – die Sirenen haben geschwiegen. Der heftige Raketenbeschuss schien vorbei zu sein. Zunächst hieß es, Touristengruppen müssten im Hotel bleiben. Dann kam zum Glück eine Ausnahmeregelung für Jerusalem. So konnten wir – in enger Abstimmung mit der einheimischen Reiseagentur – mit unserem Reiseleiter die Altstadt von Jerusalem zu Fuß erkunden.
Es ist ein faszinierendes Gewirr von Gassen mit tausenden Geschäften und Cafés. Aber heute waren fast alle von ihnen geschlossen, die Tore waren zu. Es waren außer einigen Touristengruppen wenig Menschen auf den Straßen.
Eine Ausnahme davon war die Grabeskirche, die auf Englisch Kirche der Auferstehung genannt wird. Dort war wie immer ein großes Gedränge an dem Ort, an dem das Kreuz Jesu gestanden haben soll. Vor dem Grab Jesu, das sich heute unter demselben Kirchendach befindet, hätte man lange anstehen müssen. Die Grabeskirche ist eine der ältesten erhaltenen Kirchen der Antike. Sie wurde von Kaiserin Helena um das Jahr 330 gebaut und ein Teil der Kirche ist seit dieser Zeit heute noch intakt.
Nur wenige Minuten davon entfernt, kamen wir zur Westmauer, die bei uns Klagemauer genannt wird. Auch dort waren nur wenige Menschen. Das war um so erstaunlicher, als heute Simchat Tora war, ein Fest, an dem man viele Betende hätte erwarten können. Wir konnten wie die Juden an dieser westlichen Mauer des zweiten Jerusalemer Tempels ein Gebet sprechen. Es werden viele Gebete für den Frieden darunter gewesen sein.
Direkt hinter der Westmauer beginnt der Tempelberg, auf dem sich die Al-Aksa-Moschee und der Felsendom befinden, die den Muslimen besonders heilig sind. Es ist ein Weg von gerademal 500 Metern, auf dem diese wichtigen Orte für Judentum, Christentum und Islam liegen.
Die alten Gassen und Gebäude sahen natürlich aus wie immer. Das Gefühl war heute ganz anders. Statt des Gewusels von vielen Menschen und des Durcheinanders verschiedener Sprachen, war es heute sehr still. Wir wünschen der Stadt Jerusalem die Lebendigkeit rasch zurück.
Als Reisegruppe hat es uns gutgetan, etwas zu unternehmen und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten besuchen zu können. Wie es morgen weitergeht, werden wir sehen. Wir gewöhnen uns allmählich daran, spontan auf die Entwicklungen zu reagieren.
3. Tag (Foto: H. Meinhold)
1. und 2. Reisetag - Wenn einer eine Reise tut...
Vom 6.-14.10.2023 besucht eine Reisegruppe der Blasiigemeinde Israel und Nordhausens Partnerstadt Bet Shemesh. Hier die ersten Tage im Reisetagebuch:
Froh gestimmt, wenn auch viele etwas verschlafen, trafen wir uns am 6.10. früh um 4:00 Uhr an der Blasiikirche. Es ging mit dem Bus nach Berlin zum Flughafen. Die evangelische Flughafenseelsorgerin zeigte uns kurz die Flughafenkapelle und hatte einen Reisesegen für uns vorbereitet. Der Flug nach Istanbul und dann der nach Tel Aviv waren angenehm. Eine überraschende Entdeckung in einer der riesigen Flughafenhallen in Istanbul: Gleich neben einem bekannten amerikanischen Kaffee-Laden führte ein Streichquartett klassische Musik auf. Was für ein Kontrast zur Umgebung!
Abends in Tel Aviv wurden wir vom Reisebüro in Empfang genommen und durch die Kontrollen begleitet. Anschließend ging es mit dem Bus ins Hotel nach Jerusalem, wo wir gegen 23:00 Uhr sogar noch einen kleinen und ausgezeichneten Imbiss serviert bekamen - ein schönes Ende für einen angenehmen Reisetag.
... dann kann er was erleben!
Am Morgen des 7.10. hörten die Sirenen und auch Erschütterungen. Die Nachrichten berichteten von einem großen Angriff der Hamas. Beim Frühstück überlegten wir noch, ob wir trotzdem unser geplantes Programm machen sollten. Eine Stunde später hatte die israelische Regierung alle Touristen aufgefordert, in den Hotels zu bleiben. Unser Reiseleiter sagte uns, dass er das berücksichtigen müsse.
Das Programm für unseren ersten richtigen Tag in Israel mussten wir also aufgeben. Geplant war, die Stelle am Jordan zu besuchen, an der Jesus von Johannes dem Täufer getauft wurde. Danach wollten wir im Toten Meer baden und abends in Bet Shemesh an der Simchat-Tora-Feier teilnehmen.
Stattdessen haben wir den ganzen Tag im Hotel gesessen. Wir haben Nachrichten gelesen und um uns besorgte Menschen beruhigt. Unser Reiseleiter nutzte die Zeit, um uns über die politische Situation, über das Judentum, aber auch über die Geologie Israels und Projekte zur Wassergewinnung zu berichten. Wir wurden Zeugen der Mobilmachung der Reservisten, die sich ab Mittags hinter dem Hotel vor dem Busbahnhof trafen, sich von Angehörigen verabschiedeten und mit Bussen losfuhren. Am Nachmittag feierte die Reisegruppe einen kleinen Spontan-Gottesdienst. Als am Abend der Souvenir-Laden im Hotel aufmachte (der Sabbat war vorbei), war das für viele eine willkommene Ablenkung und für das Hotel ein gutes Geschäft.
Wir sind alle sicher und relativ guter Dinge. Wie es mit unserer Reise weitergeht, wissen wir noch nicht. Wir würden sehr gern etwas von diesem faszinierenden Land sehen und hoffen, dass wir unser Programm wenigstens teilweise durchführen können.
Pfarrer Hauke Meinhold