Montag, 07. März 2016, 08:42 Uhr
Die Pfarrscheune in Niedergebra hatte nicht genügend Stühle und das war gut so, denn was die Weltgebetstagsfeier-Besucher erwartete, das hat den weitesten Weg gelohnt.
Familie Rivero Santana beim WGT in Niedergebra (Foto: R. Englert)
Familie Rivero Santana, die heute ihre neue Heimat in Elende gefunden hat, sorgte im Südharz für Schwung, spannende Informationen und köstliches Essen.
Sie begannen das Fest mit einer flotten Salsa, die sie schwungvoll auf kleinstem Raum vor dem Altar aufs Parkett legten. Diese Rhythmen und die anschließende Limetten-Limo versetzten bereits gedanklich in wärmere Gefilde.
WGT in der Pfarrscheune in Niedergebra (Foto: R. Englert)
Die mit dem Beamer gezeigten landestypischen Bilder wurden von den Konfirmanden mit Hintergrundinformationen versehen. Katja und Carlos ergänzten das Gesagte mit ihren ganz persönlichen Erfahrungen. Carlos aus der Sicht des Kubaners auf das eigene Land und Katja als seine deutsche Ehefrau, die Land und Leute intensiv kennengelernt hat.
Im Gottesdienst wurde die Mentalität der Kubaner dann noch einmal deutlich - die Rhythmen der Lieder ließen alle instinktiv mit den Füßen mitwippen.
Wir sind die Kleinen in den Gemeinden - die Kleinen halfen den Großen beim Singen (Foto: R. Englert)
Für die Gottesdienstbesucher besonders ungewohnt war die Anwesenheit der Nationalflagge Kubas auf dem Altar. Doch Carlos konnte bestätigen, dass dies wirklich üblich ist. Man kann also auch in der Kirche der kubanischen Regierung nicht untreu werden.
Altar zum WGT mit kubanischer Flagge und Marienstatue (Foto: R. Englert)
Was dann kam, war in der vorherigen Stunde bereits als köstlicher Duft durch die Pfarrscheune gezogen. Maissuppe brodelte auf dem Herd, Schweinebraten für die Sandwiches mit eingelegten roten Zwiebeln schmurgelte im Ofen, zwei Sorten Reis dampften im Reiskocher, dazu Weißkraut- und Avocadosalat, Kokossüßspeise und einer der typischen kunterbunten Kuchen aus Biskuit und Marmelade. Alles war ungewoht, vieles mit Limettensaft angemacht, auf Pfeffer wurde ganz verzichtet. Doch die vielen Gänge ans Buffet und den Herd zeigten, dass alles ausgesprochen köstlich war.
Für die Kinder gab es zum Abschluss noch eine tolle Überraschung Carlos hatte echte Pinatas mitgebracht. Als Schmetterling und Drache baumelten sie gefüllt mit Bonbons und Luftschlangen von der Scheunendecke. Die Kinder hielten jeweils einen Faden in der Hand - zogen auf Drei gemeinsam - und bekamen zur Belohnung einen süßen Regen von oben. Der Jubel war entsprechend groß.
Die Pinata - gefüllt mit Bonbons und Luftschlangen (Foto: R. Englert)
Bevor es endgültig nach Hause ging, spielte eine kleine Mannschaft unter Anleitung von Karl Luis Domino. Das Nationalspiel der Kubaner hat so begeistert, dass ein weiterer Dominoabend bereits verabredet wurde.
Wir haben viel mitgenommen von diesem Tag und der gemeinsamen Vorbereitung. Zum Beispiel nicht immer zu versuchen alles perfekt zu machen - ein bisschen Improvisation und alles wird gut. Oder die Antwort auf die Frage: "Nimmt man Rohrzucker oder normalen Zucker, Carlos?" "Nimm, was du hast!", war seine Antwort. Und das war ganz typisch für die Lebenseinstellung. Frag nicht so viel nach Alternativen, nimm was du hast, gib was du hast und es gibt immer auch einen zweiten Weg ans Ziel.
Was für ein Vormittag - eintauchen in eine andere Welt. Herzlichen Dank an Familie Rivero Santana, Kerstin Müller und Gisela Stange für die Vorbereitung, der Flötengruppe für die Unterstützung und den fleißigen Händen, die immer wieder Ordnung schafften.
Aber auch ein ganz großes Lob an das Team des WGT, die Materialien waren sehr authentisch, Bilder und Texte ausgeprochen gut ausgewählt.
Im nächsten Jahr sind die Philipinen Gastgeberland des Weltgebetstages. Wir sind jetzt schon gespannt.
Regina Englert
(Kirchenälteste des Kirchspiels Gebra)