Meldung

Kein Schönfärben/kein Schwarzmalen - Regionalbischöfe berichten

Freitag, 21. April 2023, 14:57 Uhr
PM 035 EKM
(re) Auftakt der EKM-Landessynode im Kloster Drübeck
Bischöfe fordern Änderungen: „Kein Schönfärben aber auch kein Schwarzmalen“

Mit einem Gottesdienst hat am heutigen Donnerstagmittag (20. April) die dreitägige Frühjahrstagung der Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) im Kloster Drübeck begonnen. Zum Auftakt der Plenumssitzung hielt Landesbischof Friedrich Kramer seinen Bericht über die Arbeit des Landeskirchenrates und die anstehenden Kirchenkreisreformen. Am Nachmittag folgte der Bericht von Regionalbischöfin Friederike Spengler und Regionalbischof Tobias Schüfer. Im Mittelpunkt der Berichte standen nötige Veränderungen angesichts der Zukunftsprognosen.

Landesbischof Kramer bezog sich in seinem Bericht auf den Schrumpfungsprozess der Landeskirche. Die EKM sei mit der proaktiven Suche nach lebens- und arbeitsfähigen Strukturen auf dem richtigen Weg, konstatierte er.

Als einen Beitrag dafür sieht er die geplante Strukturreform. 14 von 37 Kirchenkreisen könnten sich laut einer Umfrage einen Kirchenkreisverband oder fusionierten Kirchenkreis vorstellen. Geplant seien Zusammenschlüsse von bis zu vier Kirchenkreisen. So würden verstärkt Kooperationen möglich, indem die Verantwortung für Arbeitsbereiche jeweils einem Kirchenkreis zugeordnet wird. Übergreifende Zusammenarbeit beispielsweise von Kirchenmusikern und Gemeindepädagoginnen könnten dem „Einzelkämpfertum“ etwas entgegensetzen. Bis zum 30. November dieses Jahres sollen die Kirchenkreise dem Landeskirchenrat Vorschläge unterbreiten, aus denen die künftige Struktur einschließlich Terminierung hervorgeht, so der Landesbischof.

Dass Kirche „institutionell kleiner und schwächer wird“, sieht er nicht als Anlass zur Sorge. „Gott braucht offenbar in unserer postmodernen Welt keine machtvolle Institution, um uns in seinem Reich leben zu lassen und die Welt zu verändern. Wir ziehen uns weder zurück ins Private, noch sind wir politische Partei oder Nichtregierungsorganisation. Wir widersprechen den antikirchlichen Narrativen. Und dass wir als ostdeutsche Kirche weder nur aus Kommunisten oder Nazis bestehen, ist offensichtlich. Als Kirche bieten wir einen Raum, in dem Christen und uns zugetane Menschen sich mit Glaubens- und Zeitfragen auseinandersetzen und ihre Ideen und Lösungsansätze in den öffentlichen Diskurs, ihre Berufswelt, ihre Netzwerke einbringen. Mutig, frisch und fröhlich“, so Kramer.


Auch Regionalbischöfin Spengler und Regionalbischof Schüfer bezogen sich in ihrem Bericht aus dem Propstsprengel Erfurt auf nötige Veränderungen.

So hätten Gemeindekirchenräte und Kirchbauvereine mit der Sanierung vieler Kirchen Großartiges geleistet. Doch die Gebäude würden teilweise nur selten genutzt. „Ansonsten stehen viele dieser Dorfjuwelen leer und sind meistens abgeschlossen“, kritisieren die Regionalbischöfe. Sie fordern, dass die Kirchen aus der „Nur für uns!“-Ecke herausgeholt werden und ein Dach für alle bieten. Dies würde den Gemeinsinn insgesamt stärken.
„Der Lösungsweg besteht im Probieren und Korrigieren – und vor allem darin, das Bestehende mit dem Neuen so zu verbinden, dass das Ganze neu wird, ohne dass alles anders werden muss“, betonen Spengler und Schüfer.

Notwendig sei, abzustellen, was nicht mehr wirksam ist. Denn oft wollten Haupt- und Ehrenamtliche Neues probieren, kämen aber wegen bestehender Aufgaben nicht dazu. „In anderen Bereichen werden Abwrackprämien gezahlt. Was sind unsere Ideen, Unwirksames auszusortieren? Diese Auseinandersetzung muss geführt werden“, heißt es in dem Bericht. Es brauche nicht überall ausgeschriebene Erprobungsräume, „aber es braucht flächendeckend die Kultur der Erprobung“.

Thematisiert wurde auch der Personalmangel, der zu einer Arbeitsverdichtung für die verbleibenden Pfarrerinnen und Pfarrer führe. Eine Lösung sei es, sie stärker von Verwaltungsaufgaben zu entlasten. Die größte Herausforderung seien jedoch unbesetzte Pfarrstellen. Lösungsvorschläge aus dem Bericht: Milieuübergreifendes Arbeiten; den Verkündigungsdienst neu strukturieren; die Bereitschaft der Landeskirche, von Verordnungen abzusehen und den Kirchenkreisen Freiräume zu geben; innovatives Nachdenken über Berufsbilder.

Trotz der Zukunftsprognosen bleiben die Regionalbischöfe optimistisch: „Auch wenn Kirche in der öffentlichen Wahrnehmung abnimmt, verliert christlicher Glaube nicht an Relevanz. Der Auftrag, die christliche Botschaft in die Welt zu tragen, bleibt unberührt. Kirche ist dort erkennbar, wo Menschen in ihr etwas finden, das ihnen die Welt nicht geben kann. Deshalb brauchen wir keine Schönfärberei erschütternder Zahlen, aber auch kein Schwarzmalen all dessen, was berechtigt Anlass zur Hoffnung gibt“, so Spengler und Schüfer.
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